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Unterrichten

3.3 Das Lernen lehren

Lerntheorien / Arten des Lernens

 

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Inhalt:
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Problemaufriss

Innerhalb der Seite werden verschiedene Grundformen paradigmatischer Lerntheorien in ihren Grundzügen kurz vorgestellt. Zu tieferen Auseinandersetzung sei auf die angeführte Literatur verwiesen.

In Abgrenzung zu vererbten Verhaltensweisen bietet Lernen die Möglichkeit, differenzierter auf äußere Reize einzugehen (selbst das Überlernen von angeborenen Reflexen ist z.T. möglich). Die einzelnen Lernarten werden in ihrer Abhängigkeit von angeborenen Schematismen bis hin zur Möglichkeit "freier Entscheidung" im Zusammenhang und aufbauend dargestellt, die tragenden Paradigmen skizziert.

Da komplexe Lernprozesse nicht nur auf einem "Lernmechanismus" beruhen, ist öfters der Versuch gemacht worden, Hierarchien von Lernprozessen zu erstellen. Verschiedene Mlöglichkeiten finden Sie unter Vertiefung.

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  • Klassische
    Konditionierung
  • Instumentelle
    Konditionierung
  • Lernen
    am Modell
  • Lernen nach
    Vygotski
  • Lernen nach
    Piaget

Klassisches Konditionieren
Reiz - Reaktions - Lernen
Signallernen
Reaktives Lernen

 

Dieser Ansatz lässt sich auf die Untersuchungen des russischen Physiologen Iwan Pawlow (1849 -1936) zurückführen. Pawlow untersuchte Reflexe bei Hunden:

Klassische KonditionierungBeispiel 1:

Gießt man einem Hund Säure in den Mund, fließt sofort Speichel und der Hund speit die Flüssigkeit aus. Diese natürliche, angeborene Reaktion fasste er im folgendem Schema zusammen:

Erklang nun mehrmals (zuerst) ein Glockenton kurz bevor die Säure eingeflößt wurde, zeigte das Tier die auffällige Reaktion später auch nur beim Ertönen des Glockentons. Der Reiz Glockenton, der zuerst keine Reaktion auslöste, wurde mit dem Säurereiz assoziiert.

 

Konditionierung_2Von Pawlow wurden 2 Prinzipien für die Klassische Konditionierung beschrieben:

  1. Das Kontiguitätsprinzip - bedingter Reiz und neutrale Reiz stehen in unmittelbarem zeitlichem Zusammenhang.
  2. Hinweisfunktion - Der neutrale Reiz weist auf den bedingten Reiz hin.

Dieses Grundmodell des Behaviorismus wurde später noch ergänzt und erweitert, so dass es auch auf das Lernen von emotionalen Reaktionen angewendet werden konnte.

Reize sind nicht mehr nur chemische - physikalische; Reize können auch Vorstellungen sein.

Die Reaktion beschränkt sich nicht auf Verhalten sondern schließt auch Emotionen ein.

Lernvorgänge durch Klassische Konditionierung: Ängste/ Phobien (Zahnarzt, Aufzug, ...), Werbung, Erziehung, Unterricht, ...

Kleiner AlbertBeispiel 2: Der kleine Albert

In den 30-iger des vorigen Jahrhunderts experimentierte der Psychologe Watson mit dem "kleinen Albert" um die Lerngesetze der Behavioristen am menschlichen Beispiel zu belegen.

Voraussetzungen:

    a. kleine Kinder freuen sich an kleinen wuscheligen Tieren,

    b. laute Geräusche erschrecken sie dagegen, sie beginnen zu heulen.

Wir haben also wieder 2 Reize: einen angenehmen und einen unangenehmen (aversiven). Im Verlauf des Experimentes wurde das "Streicheltier" gleichzeitig mit dem unangenehmen Geräusch dem kleinen Albert "dargeboten".

 

Beobachtungen:

Der kleine Albert erschreckte sich im Laufe der Zeit immer mehr, generalisierte seine Reaktion auch auf den Pelzkragen des Mantels seiner Mutter, ... und betrachtete schließlich alles Flauschige, Pelzige als gefährlich.

Aus dem glücklichen Kind wurde so nach der kurzen Zeit der Besuche im Labor von Dr. Watson zu einem nervösen, ängstlichen.

Zu einer beabsichtigten Gegenkonditionierung kam es nicht mehr, da die Mutter die Stadt überstürzt verließ.

Weitere Begriffe. die im Zusammenhang mit dieser Lerntheorie stehen:

Bekräftigung
- der Zusammenhang zwischen den verschiedenen Reizen muss zum Teil durch bis zu 100-maliger Wiederholung erstellt werden.
Beispiel:
"Pausenklingeln kann in manchen Klassen zum Fallenlassen von allem Arbeitsmaterial führen, wenn dies vorher unterstützt wurde".
(Der Begriff Bekräftigung ist deutlich vom Begriff des Verstärkers zu trennen).
Löschung
- Wenn der bedingte Reiz ohne den unbedingten Reiz mehrere Male angeboten wird, verschwindet die Reaktion.
Leider sind aber emotionale Reaktionen häufig gegen Löschung resistent. Beispiel: (Angst vor kleinen Hunden). "Wieviel Arbeit stecken sie hinein um die unliebsamen Wirkungen des Pausenklingelns rückgängig zu machen. Es geht zwar, doch sind viele positive oder negative Bekräftigungen dafür notwendig".
Generalisierung
- Wie im Beispiel kleiner Albert wird die Reaktion auf alle pelzigen Gegenstände übertragen.
Kettenbildung
Mehrere Stimuli werden kombiniert.
"Lernen von aufeinander aufbauenden Gewohnheiten könnte so erklärt werden."

Paradigmatische Verwendung in Lehre und Unterricht/ Alltag:

  1. Gleichzeitige Darbietung von reflexauslösenden Reizen und nicht reflexauslösenden Reizen in der Werbung - Parfümname + Erotik.
  2. In der Verhaltenstherapie werden z.B. schwache angstauslösende Reize gesetzt, gleichzeitig lernt die Person sich zu entspannen.
  3. Im Untericht und Erziehung sind folgende Muster entdeckt worden.:
    • Lernstoff + emotionale Zuwendung/ Abwendung Hinweispfeil positive /negative Bedeutungszuschreibung (Konnotation).
    • Die Verhinderung von erlernten Angstreaktionen und den damit verbundenen "Einschmeichelreaktionen" ist für das Lernen unbedingt erforderlich.
      Intuitive Gegenkonditionierungen haben sich dabei bewährt: Angstreiz + Zuwendung und Freundlichkeit des Erziehers nach Tausch können die Angstreaktion zum Erlöschen bringen.
      Kritisch anzumerken ist, dass aktuelle Bedrohungen (Arbeitslosigkeit) nicht durch freundliche Hinwendung vollständig neutralisiert werden kann.
    • Positive und phantasievolle Darbietung des Themas, Zuwendung der Schüler zur "liebenswerten Lehrkraft" kann in ihrer Auswirkung als Phänomen der K. Konditionierung verstanden werden.
      "Der Stoff ist schwer, aber die Lehrerin ist toll --> machen wir es ihr zuliebe."

Operantes Konditionieren
Instrumentelles Lernen
Lernen am Erfolg
Lernen durch Versuch und Irrtum

 

Die aufgeführten Bezeichnungen lassen bereits im Überblick erkennen, dass diese Bündel an Theorieelementen, die in der Überschrift sichtbar sind , sich auf die Folgen eines Verhaltens beziehen. Beim Klassischen Konditionieren werden die "Ursachen d. h. die auslösenden Reize betrachtet.

Das operante Konditionieren als Lernform wurde zuerst von Thorndike beschrieben. Er brachte eine hungrige Katze in einen Käfig, der von der Katze durch einen Mechanismus geöffnet werden konnte. Die ursprüngliche Interpretation, dass die Katze den Mechanismus durch Zufall entdeckte und dann dem Käfig entkommen konnte, wird heute so nicht mehr geteilt. Nicht die zufällige Entdeckung des Auswegs, sondern die Einschränkung im Verhaltensrepertoir der Katzen gilt heute als Erklärung. Vergleich

Um nicht immer hungrige, verstörte Katzen einfangen zu müssen, arbeitete B. F. Skinner mit Ratten, Mäusen und Tauben. Seine Experimente waren sehr ausgeklügelt und verliefen etwa nach folgendem Muster:
Berührte die Ratte zufällig einen Hebel (die geforderte Leistung), dann bekam sie eine Futterpille. Sehr schnell "lernte die Ratte den Zusammenhang" zwischen Hebel drücken und Futtergabe.

SkinnerboxDieses Grundexperiment wurde variiert: Futter nach jedem Hebeldruck, nach der Anzahl zufälliger Hebeldrücke,... oder Kombinationen verschiedener Aufgaben bzw. wurden statt Belohnungen Stromstöße (Bestrafungen) erteilt.

Instrumentelles KonditionierenAus diesen Experimenten wurden oft auch übertriebene Folgerungen vom Wirken von Verstärkern auf das menschliche Lernen abgeleitet:

  Darbietung Entzug
angenehme Konsequenz 1. positive Verstärkung 2. negative Bestrafung
unangenehme Konsequenz 3. positive Bestrafung 4. negative Verstärkung
keine Konsequenz 5. Löschung
  1. Positive Verstärkung:
    Dem erwünschten Verhalten folgt eine angenehme Konsequenz (Belohnung).
    Ein Schüler meldet sich für eine Tätigkeit freiwillig und erhält dafür Anerkennung.
  2. Negative Bestrafung:
    Für ein Verhalten tritt nicht die erwartete Belohnung auf.
    Eine Schüler hat eine gut Note, die Note wird aber gar nicht zur Kenntnis genommen.
  3. Positive Bestrafung:
    Das Verhalten ist unerwünscht und es erfolgt sofort eine Bestrafung.
    Fritzchen schlägt jemanden und erhält unmittelbar eine Strafarbeit.
  4. Negative Verstärkung:
    Das unerwünschte Verhalten tritt nicht ein, die angesagte Bestrafung entfällt.
    Eine Lehrkraft sagt zur Klasse: "Ich gehe mit euch nicht auf den Ausflug, wenn ihr euch weiterhin so benehmt." Die Klasse verändert ihr Verhalten so, dass eine Bestrafung überflüssig wird.
  5. Bei einer Löschung erfolgen auf ein Verhalten überhaupt keine Konsequenzen, das Verhalten verschwindet.
    Am Tisch sagt das Kind ein Schimpfwort, beide Eltern reagieren so, als ob sie es nicht bemerken würden. Das Kind äußert das Wort nicht mehr.
    Gerade im schulischen Kontext muss diese Verhaltensalternative sehr sorgfältig überlegt werden, da der Schüler ein Ausbleiben einer Reaktion auch als Verstärkung erleben kann.

Eine kurze Zusammenfassung wichtiger Gesetzmäßigkeiten:

  • Kontinuierliche Verstärkung (mittels materieller & sozialer Verstärker) sollte später von unregelmäßiger Verstärkung abgelöst werden. (Wird einmal ein Verstärker bei kontinuierlicher Verstärkung nicht erhalten, bricht die Tätigkeit leicht ab).
  • Neue Verhaltensweisen können mit Verstärkung erworben werden.
  • Mit der Hilfe von Verstärkungsplänen (step by step) lassen sich komplizierte Verhaltensweisen aufbauen (Sprachenlernen Kritik s. Modelllernen).
  • Werden ähnliche Inhalte verstärkt besteht die Gefahr, dass beide verwechselt werden (retro- und proaktive Hemmung).

Paradigmatische Verwendung:

Verhaltensmodifikation:

  1. Nach einer Definition des Verhaltensproblems und seiner Ursachen, die in einer Lerngeschichte angelegt sein müssen, werden einzelne Schritte fest gelegt.
  2. Beim Münz- (Tokenverfahren) erhalten die Kinder nach jedem bewältigten Schritt eine Münze (Gutschein).
  3. Beim Kontigenzvertrag darf ein Schüler - nach dem er die von ihm geforderte Leistung erbracht hat - eine Tätigkeit seiner Wahl machen.
  4. In Schule und Unterricht werden neben Gutscheinen (Stempel, Smilies, ...) häufig mit Bestrafungen gearbeitet. Schulunlust kann eine Folge dieser Praxis sein.

 

Hinweis

Goldene Regel der Verstärkung:

Gutes sehen und verstärken!

Modelllernen

Sozial-kognitive Lerntheorie

 

Im Laufe der Theoriegeschichte standen bei den bisher beschrieben Lerntheorien eher streng mechanistischen Betrachtungsweisen am Anfang ihrer Entwicklung. Es zählten nur beobachtbare, messbare Verhaltensweisen (z.B. Menge an Speichel und Magensaft) bis später dann auch innere, nicht beobachtbare "Kräfte/ Dynamiken" (Gefühle und Emotionen) anerkannt wurden.

Auch die Theorien, die den Menschen als planendes, zielorientiert handelndes Wesen - wie die Theorie des Modelllernens oder allgemeiner: kognitive Theorien - in den Vordergrund stellen, lassen gewisse Entwicklungslinien sichtbar werden:

  1. Ursprünglich ging Bandura davon aus, dass ein "Modell" z.B. in einem Film nachgeahmt wurde, wenn es für seine Handlungen belohnt wurde.
  2. Als man Kindern Filme zeigte, in der der Filmheld für aggressive Handlungen belohnt wurde, ahmten die Kinder im Spiel die Filmfigur häufiger nach.
    Die Kritik an Videospielen und gewalttätigen Filmen hat hier ihre Wurzeln.
  3. Als Kinder stellvertretend für kooperatives Handeln belohnt wurden, zeigte die beobachteten Kinder anschließend stärker kooperative Verhaltensweisen.
  4. Demnach behielten Kinder, die Modelle zu sehen bekamen, die keinen deutlichen Belohnungs-/ Bestrafungstendenzen erfuhren, ihre ursprüngliche Spielweise.

  5. Später wurden die Sachverhalte als Informationsverarbeitung bzw. Abruf von Informationen gedeutet:
    • Menschen beobachten die Modelle und ziehen aus den Folgen, die das beobachtete Handeln besitzt, ihre eigenen Schlüsse.
       
    • Von biologischer Seite her ist diese Art des Lernens natürlich sehr sinnvoll: Wenn am Modell erkannt wird, dass ein bestimmtes Verhalten lebensgefährlich ist, wäre ein eigenes Lernen nach Versuch und Irrtum nicht förderlich.

    • Modellabläufe, die bildhaft gespeichert - im Gedächtnis verankert sind - können leichter abgerufen werden.

Weil Menschen in ihrer Entwicklung vielfältige und sich häufig widersprechende Modelle erleben, lassen sich oft keine direkten oder direkt nachfolgenden Lerneffekte beobachten.

Faktoren, die beim Modelllernen eine Rolle spielen:

Lernen am Modell

Wenn im Unterricht Lernen am Modell praktiziert werden soll, muss klar sein, dass ein Modell auf subjektive Wahrnehmungweisen und auf subjektive Verarbeitung trifft.

HinweisDas gleiche Modell kann auf verschiedene Kinder verschieden wirken.

Gehen wir die subjektive Verarbeitung im einzelnen durch.

 

  • 1. Das Modell erringt die Aufmerksamkeit des Schülers:
    • 1a. Es erregt Aufmerksamkeit stärker, wenn der Schüler einen emotionalen Bezug zur Modellperson herstellen - sich mit ihr identifizieren kann. Wenn das gezeigte Modellverhalten noch einen bestimmte Bedeutung besitzt und häufig vorkommt, erleichtert dies die Konzentration auf das Modellverhalten.
    • 1b. Mit dem emotionalen Bezug verbunden ist auch eine ansteigende "innere Erregung" - der Schüler möchte wissen, wie die Sache ausgeht. Eigene Erfahrungen und Lösungsvorstellungen werden aktiviert, dazu sind die wichtigen Merkmale klar hervorzuheben (Sehgewohnheiten werden berücksichtigt, ...).

Beispiel :

In einem Film wird etwa gezeigt, wie ein Junge sich gegen Widerstände zu einem Balletttänzer hoch arbeitet. Für manche mag das Thema Tänzer wenig motivierend sein. Sie könnten dann aber eher interessiert daran sein, wie der Junge mit Vorurteilen umgeht und wie er seinen Lebenstraum stellvertretend verwirklicht. Die motorischen Tanzprogramme wären dann eher uninteressant.
Ein anderer jedoch, findet das Tanzen fesselnd und er prägt sich deshalb bestimmte Figuren, bestimmte Schritte ein. Beim Ausprobieren stellt er fest, dass ihm diese oder jene Körperhaltung nicht gelingt. Er registriert jedoch jeden kleinen Fortschritt und dies motiviert ihn, auch an schwierigen Teilproblemen nicht zu verzweifeln.

  • 2. Es genügt nicht, wenn das Modell nur gesehen wurde, zusätzlich werden die Erlebnisse sprachlich (symbolisch), als "Filminhalte" bildhaft gespeichert, oder eben bestimmte Handlungsabläufe auch als motorische Programme verinnerlicht.
  • 3. Wenn das Modell in die Praxis umgesetzt werden soll, müssen auch die erforderlichen physischen Fertigkeiten zur Verfügung stehen. Selbstbeobachtung und Feedback unterstützen den Prozess.
  • 4. Um dem Modell nachzueifern, gehört auch die Kunst, sich selbst über eine längere Dauer zu motivieren. Äußere Bekräftigungen können hilfreich sein, wenn die stellvertretende Bekräftigung - die Bekräftigung des Helden/ der Heldin im Film - nicht ausreicht. Selbstbekräftigung durch genaue Beobachtung des eigenen Fortschrittes (Stufe 3) sind für Handlungen gegen den Widerstand der Umwelt besonders wichtig.
Untersuchen
Zum Überlegen:

1. Wenn man die Aussagen des Modelllernens ernst nimmt, so zeigen die "lustlosen, unmotivierten" Schüler häufig ein Verhalten und Handlungen, das und die ihnen von anderen vorgelebt werden.

2. Im modernen Hochleistungssport wird das Lernen am Modell im extrem durchgeführt: Sei es von der Filmstudie eines Musterathleten, bis zur Feinanalyse des eigenen Handelns in der Videoaufnahme. Das mentale Durchspielen von komplexen motorischen Programmen wie das geistige Durchlaufen eines Parcours gehören zur ganz natürlichen Vorbereitung.

Ein Weltklassegewichtheber sagte einmal: "Ich stemme das Gewicht zuerst in Gedanken, dann in der Praxis. Gelingt es mir gedanklich nicht, schaffe ich es auch praktisch nicht. Das was "Können oder Nichtkönnen" ausmacht liegt nur im Geist!"

3. Prüfungsängste sind häufig am Modell (der eigenen Erfahrung ?) gelernt. Die alten Filme, Bilder und Tonbänder berücksichtigen selten das neue Können und die neu erworbenen Fertigkeiten.
Es gilt neue Modelle für sich selbst zu kreieren!

Vygotskys Theorie der sozialen Entwicklung

 

Während die bisher besprochenen Theorien sich mehr oder minder auf die Entwicklung eines Individuums beschränken, greift Vygotsky auf den Gedanken zurück, dass Kinder in einer spezifischen Umwelt aufwachsen. Grundlage seiner Theorie sind Studien zwischen 1920 und 1934. In der Entstehungszeit der Theorie wurden die Gedanken des russischen Psychologen im Westen kaum aufgenommen, heute jedoch werden sie von Psychologen wiederentdeckt und weiter entwickelt.

Schlüsselgedanken:

  1. Angeborene Eigenschaften sind für die Entwicklung mitbestimmend, jedoch werden sie durch Umwelteinflüsse verändert.
  2. Neben "niederer" mentaler Funktion (einfache Arten des Lernens z.B. Konditionierung) besitzen Menschen auch "höhere" (z.B. logisches Schlußfolgern, Spracherwerb,...). Für die höheren Funktionen sind Gesellschaft und Kultur ausschlaggebend.
  3. Durch "miteinander Reden (conversation)" und gezieltes Unterrichten wird den Kindern die Bedeutung von Worten, der "Sinn der Welt" erklärt. Die Aufmerksamkeit wird dadurch auf bestimmte Schemata gelenkt, die die Aktivitäten der Kinder bestimmen.
  4. Da jede Kultur bestrebt ist ihren Mitgliedern "Rüstzeug" für die Bewältigung des Alltags mitzugeben, werden den Kindern kulturtypische "kognitive Werkzeuge" zur Verfügung gestellt.
  5. Eines der wichtigsten Werkzeuge (vor allem in den ersten Lebenjahren - ist die Sprache), dies führt dazu, dass bei Erwachsenen Denken mit Sprache unmittelbar verknüpft ist.
    Beispiele: Selbstgespräch bei Kindern - wird zum Inneren Dialog.
  6. Komplexe mentale Prozesse haben ihren Ursprung im sozialen Handeln: Sachverhalte werden zuerst mit anderen erörtert dann innerlich nachvollzogen (Internalisation).
  7. Weil Kinder aber die Welt spezifisch wahrnehmen, werden Diskussionen, .... nicht "objektiv" internalisiert. So entstehen von der Kultur leicht abweichende "kognitive Werkzeuge".
  8. Kinder können schwierigere Aufgaben bewältigen, wenn Sie von Menschen unterstützt werden, die mehr als sie selbst wissen und können.
  9. Herausfordernde Aufgaben fördern die kognitive Entwicklung am meisten. Diese Zone der "proximalen Entwicklung" schließt die Entwicklung von Lern- und Problemlösungfähigkeiten ein.

Abgeleitete "moderne" Weiterentwicklungen:

 

  • Theorie der sozialen Konstruktion von Bedeutung
  • Scaffolding
  • Apprenticeship
  • Erwerb von Lehr-Skills
  • Dynamische Assessments
  • Eine genauerer Beschreibung der Techniken finden Sie unter: Hilfreiches zum Unterricht

Literatur

Die Angaben in diesem Artikel stützen sich vorwiegend auf:

Jeanne Ellis Ormrod (2008, 5. Auflage): Human Learning. Pearson, Merrill Prentice Hall

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