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Schule

1.3 Schulformen

System

Wegweiser
Inhalt:
  1. Zum Logo
  2. Staatliche Schulen
  3. Freie Schulen
 

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Unser Wegweiser zeigt an einer Straßenkreuzung in verschiedene Richtungen. Jeder, der auf dem Weg ist, kann sich entscheiden wohin und wie weit er gehen will.

Ist diese Analogie aber für unser baden-württembergisches Schulsystem richtig?

Schon mehrfach wurde in den Berichten der OECD darauf hingewiesen, das in Deutschland die Schulwege sich zu früh aufspalten. Dies führe nach Meinung der OECD zu einer Differenzierung nach sozialen Kriterien und nicht, wie es die Argumente der Bildungspolitiker nahe legen, zu einer Differenzierung nach Begabung.

Ein's ist jedoch klar, dass in den Augen vieler Eltern die Schulart auf die die Kinder nach der Grundschule "müssen", Verlierer dieser Differenzierungsmaßnahme ist. Desweiteren sind auch immer mehr Eltern mit den Leistungen aller "staatlichen Schuleinrichtungen" unzufrieden. Sie wählen, wenn Sie es sich leisten können, die Angebote bestehender freier Träger oder gründen gar selbst einen Verein, zum Aufbau einer Privatschule. Konkurrenz durch "Privatschulen" und Privatuniversitäten ist in anderen Ländern durchaus üblich, in Deutschland jedoch wird sie zu einer bisher nicht bekannten Bestandsgefahr für kleinere Schulen bzw. von kleineren Schulstandorten.

Wenn Konkurrenz das Geschäft belebt, wird es für "Staatsschulen" immer mehr notwendig, sich dieser Herausforderung zu stellen.

1. Staatliche Schulen

2. Freie Schulen

Stellvertretend für die vielen Freien Schulen beschreiben wir die Freie Schule Bochum, die schon über 30 Jahre besteht und auch heute noch wächst und gedeiht. Sie bezeichnet sich als Schule, die als konsequente Privatschulgründung, sich an der Freien Schule Frankfurt und der Glockseeschule sowie an reformpädagogischen Ideen orientiert.

1. Entwicklung der Schule

2. Pädagogisches Konzept

Ausgehend von der Schulstreitdebatte ist die Freie Schule Bochum bestrebt, eine "kinderfreundliche Schule"(2) zu schaffen. Im Verlauf der Entwicklung lassen sich verschiedene Schwerpunkte entdecken.
In der Anfangsphase 1980 (3) beschreibt die Schule ihr Angebot:

2.1.1. Unterricht in Angebotsform.

Die gesetzliche Pflicht zum Schulbesuch und zur Teilnahme am Unterricht bestehen, die Schüler wählen aber zwischen verschiedenen Unterrichtsangeboten. Auf Sanktionen, um die Teilnahme zu erzwingen, wird generell verzichtet.Diese Haltung wird durch das Vertrauen in die grundsätzliche Lernbereitschaft der Kinder begründet.(3, S.106/107)

Der Verzicht auf Sanktionen bedeute aber keine Laissez-faire-Haltung, sondern lege dem Lehrer bei der inhaltlichen Planung und bei der didaktischen Organisation des Unterrichtes besondere Verantwortung auf.
Besonderen Wert wird auf die Entwicklung von Motivation als dem Ergebnis von Lernprozessen gelegt. Diese Motivation wird erreicht, indem die Unterrichtsangebote möglichst komplexe Lernsituationen schaffen, die für das Kind einen Gebrauchswert besitzen. Diese Motivierungen werden im folgenden spezifiziert:(3, S. 107,f)

a.) Motivierung über den Anwendungswert eines Lerngegenstandes (Gebrauchswert von Kenntnissen und Fertigkeiten).
b.) Motivierung über den projektiven Gehalt von Lerngegen-
    ständen (Texte, Theaterstücke als Projektionsvorlage für die Bedürfnisse).
c.) Motivation über den identifikatorischen Gehalt eines
Lerngegenstandes (Identifikation mit älteren Kindern oder
Erwachsenen).
d.) Motivierung über sinnliche Erfahrung
(Handwerk, künstlerische Betätigung).
e.) Motivation über Funktionslust, die begründet ist im Er-
leben bestimmter funktioneller Abläufe, die den Kindern
psychische Befriedigung verschaffen, dazu gehören gewisse
repetitive Tätigkeiten, z.B. in Mathematik ("Kästchen-
Rechnen"), bei natur-wissenschaftlichen Experimenten oder
im Kunstunterricht (Muster ausmalen).
f.) Motivation über Identifikation mit Lehrern oder Eltern.
g.) Motivation über Ablösungswünsche von Lehrern und Eltern.
h.) Motivierung über Gruppenidentifikation (Freundschaften,
gewisse Gruppennormen z.B. über Arbeitsleistungen
einzelner Kinder).
i.) Motivierung über Selbstwertbedürfnisse ( Positives
Selbsterlebnis bei der Beherrschung bestimmter
    Lerngegenstände).

2.1.2 Gleichrangigkeit von sozialem, emotionalem und kognitivem Lernen

Aus der Gleichrangigkeit dieser drei Komponenten entwickelt die Freie Schule Bochum ihren Leistungsbegriff (3, S.108):


"Die individuelle Leistung eines Kindes und seine Lernfortschritte lassen sich nicht allein an der kognitiven Entwicklung, sondern vielmehr an der Entwicklung der Gesamtpersönlichkeit ablesen. Für ein Kind mit psychischen Schwierigkeiten z.B. stellt es die fundamentale Leistung dar, wenn es dem Kind gelingt, mit diesen Schwierigkeiten umzugehen oder sie zu überwinden."

Ist hiermit auch die Integration von körperlich und geistig behinderten Kindern angesprochen?

Soziales und emotionales Lernen sollen als bewusster Prozess im Schulleben möglich sein. Hierbei werden persönliche Erfahrungen aufgearbeitet, Konkurrenzverhalten verhindert bzw. abgebaut, Solidarität aufgebaut, Minderheiten integriert... werden.
Die dabei auftretenden Konflikte und deren kommunikative Lösung,  hat Vorrang vor kognitiven Inhalten.Dies ist eine Absage an Konfliktlösungen durch bestehende Machtstrukturen.
Besondere Wichtigkeit nimmt deshalb auch die Zusammenarbeit von Elternhaus und Schule ein. ("Unterschiede der Erziehung in der Familie und in der Schule [sollen] möglichst abgebaut werden" (3. S.108)).

2.1.3. Gleichwertigkeit manueller und geistiger Tätigkeit

Ziel ist es, den Gegensatz von Hand- und Kopfarbeit bei handwerklichen und künstlerischen Tätigkeiten aufzuheben. Die selbstverantwortliche Planung und Ausführung im Kollektiv der Gruppe fördert, sowohl die sinnliche Wahrnehmung, als auch die positive Wertschätzung der körperlichen Tüchtigkeit.

2.1.4. Erfahrungsorientiertes Lernen

"Lerninhalte treffen immer auf psychodynamische Verarbeitungsmuster, auf Erfahrungszusammenhänge, auf kognitive Strukturen, die bereits in den Kindern sind "(aber auch in den Erwachsenen). Für uns bedeutet Lernen deshalb: aktives Einarbeiten der Lerninhalte in seine eigenen Strukturen von seiten des Kindes". (3, S. 109)
Erfahrungsorientiertes Lernen wird als Möglichkeit der Assimilation bzw. der Akkommodation begriffen, eine Absage wird der bloßen Reproduktion erteilt.

2.1.5. Individuelle Beschreibung der Lernfortschritte

Angstfreies Lernen und Solidarität stehen im Gegensatz zu Zensur und Zeugnissen. Der individuelle Lernfortschritt wird im gemeinsamen Gespräch von Schülern, Eltern und Lehrern gefunden. Dabei spielt das Verhältnis des einzelnen zur Gruppe, das Verhältnis der Gruppe zum Einzelnen und die Entwicklung der Gruppe als Ganzes eine wichtige Rolle (3, S. 110)
Arbeiten usw. sind als Objektivationen gegenüber äußeren Personen und Institutionen festzuhalten.

2.1.6. Lernen in Unterrichtsprojekten und Kursen

Die Freie Schule ist bezüglich der Unterrichtsinhalte an die Lehrpläne der Gesamtschulen in NRW gebunden. In der Unterrichtsform verwendet sie hauptsächlich Projekte und ergänzende Kursangebote. Die Projekte sprengen die Fächergrenzen und dienen der Erreichung der Lernziele:

a.) Vermittlung von Sachwissen
b.) Eigensteuerung der Sozialisation
c.) Herstellung von Produkten
d.) Bewältigung von Lebenssituationen

Die Planung und Festlegung ist wie bereits erwähnt, Teil des Projektes selbst.
Die Ergänzungsangebote, die zu festen Zeiten angeboten werden, können sinnvoll sein (?) a."wenn bei Schülern eine hohe Motivation für bestimmte Lernprozesse vorhanden ist, und eine solche Motivation nicht über die Konstruktion von Unterrichtsprojekten hergestellt werden muss , für den Erwerb von Fachwissen, das in den Projekten nicht einzubringen ist.
Es gilt das Prinzip des offenen Curriculums.

2.1.7. Veränderte Schüler-,Eltern- und Lehrerrolle

Lehrer treten aus dem Rollenverhalten hervor und bringen in der Schule ihre Gesamtpersönlichkeit, mit ihren persönlichen Stärken und Schwächen, ein. Diese Chance muss auch für die Eltern und Schüler gegeben sein. Ein leichberechtigtes Verhältnis aller beteiligter Gruppen setzt die offene Diskussion der Interessenkonflikte und- gegensätze voraus. Regelmäßige Treffen dienen deshalb dem Austausch und der Kommunikation.

Die nachfolgenden Prinzipien ergeben sich aus den vorhergehenden und werden deshalb nur der Übersicht wegen aufgeführt:

2.1.8. Verbindung von schulischem Lernen und Berufsvorbereitung,
2.1.9. Vermittlung von Qualifikationen und Schulabschlüssen,
2.1.10. Flexibilität der Zeiteinteilung,
2.1.11. Lerngruppen mit altersunterschiedlichen Kindern,
2.1.12. Unterricht in kleinen Gruppen,
2.1.13. Beteiligung der Schüler, Eltern und Lehrer an der
Organisation,
2.1.14. Öffnung der Schule nach außen, 
2.1.15. Betonung der Elternarbeit

2.2. Darstellung des Konzeptes 1990 (2)

Während im Konzept von 1980 die Schule im Rückgriff auf soziologische Theorien z.B. des herrschaftsfreien Diskurses, auf die Arbeitspädagogik, auf Kollektiverziehung, auf kognitive Lerntheorien ... eine komplizierte Sprache, die oft mehr versteckt als erklärt, gesprochen wurde, zeigt das Faltblatt von 1990 (?) neben neuen Schwerpunkten auch eine neue Sprache.
Ob der sprachlichen Veränderung auch eine inhaltliche entspricht, kann mangelns Informationsmaterials nichts ausgesagt werden. (Siehe auch 3.)
In Abgrenzung zur Regelschule beschreibt sich die Freie Schule Bochum als kinderfreundliche Schule d.h.:


- Anstelle von Angst - Fröhlichkeit
- Anstelle von Leistungsdruck - Arbeitsfreude
- Anstelle von Hetze - Zeit
- Anstelle von Verurteilung - Verständnis
- Anstelle von Gleichgültigkeit - Zuwendung
- Anstelle von Anonymität - Vertrautheit
- Anstelle von leeren Ritualen - Mitverantwortung
- Anstelle von Gegnerschaft - Gemeinschaft.


Wie sollen diese Ziele erreicht werden? Ich beschreibe knapp die Prinzipien.

2.2.1. Familienähnliches Klima (Vergl. 2.1.12):
Eine Lehrerin und ein Lehrer bilden mit maximal 15 Kindern eine feste Gruppe.
2.2.2. Unterricht in Angebotsform (vergl.2.1.1.):
Die Lehrkräfte bemühen sich mit Engagement, den Kindern eine Teilnahme am Lerngeschehen zu ermöglichen.
2.2.3. Verzicht auf Zensuren und Sitzenbleiben  (vergl. 2.1.5.):
Da Angst ein schlechter Lehrmeister ist, wird auf Zensuren verzichtet. Das Elterngespräch über Lernfortschritte und -prob- leme ersetzt die Zensuren. Die Abschlussschüler (10. Klasse), erhalten ein Zeugnis, die anderen Klassen einen Jahresbrief.
2.2.4. Viel freie Zeit für freies Spiel, für Toben, Werken, Kunst,
Musik und Sport.
2.2.5. Viel Mitbestimmung für Kinder im Schullalltag:
Kinder können Mitverantwortung mit den Erwachsenen tragen, dehalb können sie den Schulalltag mitgestalten.
2.2.6. "Bei uns ist alles viel lockerer":
Die Schule bietet den Lehrkräften viele Freiheiten, um auf die Bedürfnisse des individuellen Kindes einzugehen.
2.2.7. Gewichtung der Lernschwerpunkte:

a.) Jedes Kind lernt mit sich selbst und anderen auszukommen,
b.) lebenspraktisches Lernen,
c.) In den Kindern Liebe zur Natur wecken. Ökologisches Lernen.
d.) Wissen und Toleranz gegenüber fremden Völkern und  Kulturen.

2.2.8. Es gibt nicht nur Freiheiten, sondern auch Pflichten:
"Wenn sich Freiheit nicht in Chaos verwandeln soll, gehört dazu auch das Einhalten der gemeinsam erarbeiteten Regeln für das Schulleben. Deshalb ist es für uns selbstverständlich, dass die Kinder ihre Aufgaben beim Aufräumen... wahrnehmen." (2)
2.2.9. Die Kinder unserer Schule kommen aus allen Schichten:
Genauere Angaben fehlen, doch wird eingeräumt, dass "leider nur wenige Ausländerkinder" die Schule besuchen. (vergl. 2.2.7.)
2.2.10.Eltern können mitarbeiten:
Der regelmäßige Besuch der vermehrten Elternabende wird vorausgesetzt. "Soweit es ihre Zeit zulässt, können die Eltern auch im Unterricht, in der Selbstverwaltung, bei Ausflügen, Projekten und vielen anderen Gelegenheiten mitarbeiten."
2.2.11.Schulgeld:
Es wird niemand gezwungen, Schulgeld zu bezahlen. Die Schule erhält aber weniger Mittel als eine Staatschule Damit auch Kinder aus einkommensschwachen Familien aufgenommen werden können, spenden die Eltern je nach Einkommen zwischen 0 und 300 DM pro Monat (?).
Da diese Spenden aber nicht ausreichen, verzichten die Lehrer auf einen Teil ihres Gehalts.
2.2.12.Die Schule ist eine Ganztagsschule:
Sie ist von Montag bis Freitag zwischen 8.30 Uhr und 15.30 Uhr geöffnet. Der Schulalltag beginnt mit einem gemeinsamen Frühstück, das Mittagsessen ist ebenfalls eingeschlossen.
2.2.13.Schulabschlüsse:
Die Schule erteilt ohne Prüfungen Abschlüsse für die Hauptschule und Fachoberschulreife. Außerdem ist der Übergang auf eine Fachoberschule bzw. auf die Oberstufe eines Gymnasiums möglich. Schwierigkeiten sollen dabei bisher noch nicht aufgetreten sein.
2.2.14.Aufnahmeverfahren:
Zu Beginn eines jeden Schuljahres wird eine erste und eine fünfte Klasse aufgenommen. Vor der Aufnahme findet ein ausführliches Gespräch zwischen Eltern, LehrerInnen und Kind statt.

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3. Durchführung des Konzeptes

Jede alternative und auch staatliche Schule muss sich  daran messen lassen, inwieweit ihr Konzept auch verwirklicht wird. Leider gibt es keine kritische Literatur über die Freie Schule Bochum. Die Untersuchung von H. Keese-Philipps (4) bezieht sich nur auf die Glockseeschule, da sie nach ihren Angaben, keine Erlaubnis zur Befragung der Bochumer Eltern erhalten habe. Generell macht sie die Aussage, dass Abstriche im Bereich der Integration von Behinderten und Ausländern (4, S.50) gemacht wurden. Außerdem habe die Aufgabe, in der Verwaltung und Organisation Verantwortung zu übernehmen, durch die unterschiedlichen Sozialisationsmuster bedingt, zu Konflikten geführt. Unklare Entscheidungsstrukturen, aber auch sprachliche Dominanz einzelner Gruppen und chaotische Organisation führten zu einem Rückzug eines Teiles der Elternschaft (4, S. 55)
Die Durchsicht der Eigenbroschüre (3), nach zweijährigem Durchlauf, zeigt ein großes Engagement, lässt aber nicht erkennen, ob die gesteckten Ziele auch erreicht wurden.
Es werden zum Beispiel die durchgeführten Projekte aufgelistet, aber zwischen den Zeilen ist zu erkennen, dass einzelne Projekte nur von wenigen bis zu einem Kind getragen wurden (Zeitung) und schließlich beendet wurden. "Orchideeprojekte" erzielen auch in herkömmlichen Schulen an Projekttagen großen Zulauf, werden aber im Verlauf einer Aufarbeitungsphase gewöhnlich geringer besucht.

3.1. Während der ersten 13 Monate durchgeführten Projekte:

Fahrradclub, Sexualität (am Beispiel einer schwangeren Lehrerin) und Betreung des "Produkts (!)", Bankspiel, Drachenbau, Schrottplatz, Klassenfahrt nach England, Bootsmodellbau, Marionetten, Fußball, Zirkus, Büroarbeit, Tischtennis, Budenbauen, Ordnung halten, Feuerstelle, Labor, Töpfern, Batiken, Briefe schreiben, Videofilm, Gartenarbeiten, Feuerwehrbesuch, Schülerzeitung, Schwimmen, Besuch der Sternwarte, Vorlesen (ein Teil der Gruppe hört zu), Filmclub, Segelbootbau, Kochen, Kelten und Ägypter, Experimente, Lesen, Französisch, Turnen, Einkauf/Verkauf, Telefonieren, Toben-Toben -Toben, Mathe (lange Zeit Top-Hit, Einzelunterricht), Verwandtenspiel, Feten, Angeln, Räume gestalten, Geographie, Katzen, Biologie, Löcher in Bauch fragen...

3.2. Durchführung des Unterrichtes am Beispiel der Mathematik (3, S. 57 ff)

Mathematik wird nicht nur unterrichtet, sie ist natürlicher Bestandteil von Projekten. Als Beispiele werden aufgeführt: Milcheinkaufen, Einkauf von Fahrkarten, Umrechnungen beim Dänemarkbesuch, Einkleben von Kassenbelegen, Berechnung von Ausflügen, beim Kochen, Bankspielen, Segelbootbauen...
Im Mathekurs wurden für die Englandfahrt die Grundrechnungsarten, Dreisatz, Dezimalzahlen wiederholt. "Aber es herrschte nicht unbedingte Zufriedenheit. Lange Zeit lief es nur sehr schleppend, oft auch gar nicht."(3, S. 58 ff) Weil diese Aufgaben nicht motivierend waren, wurde Bruchrechnen vorgeschlagen.
Die Lerngruppen wurden nach Altersunterschieden und Vorkenntnissen aufgeteilt. Diese Aufteilung entsprach jedoch nicht den Bedürfnissen und Wünschen der Kinder. Deshalb fühlten sich die Jüngeren benachteiligt, während sich die Älteren langweilten. Nach 3 Wochen Versuchsstadium wurde die Aufteilung wieder fallen gelassen. Gelöst wurde das Problem, indem die Lehrerin sich in einem Raum setzte und alle Kinder, die vorbeikamen und die etwas lernen wollten, mit ihr üben konnten.
In Geometrie bildeten sich dagegen Stammgruppen, wobei nur selten andere Kinder mitmachten.

4. Kritik

Die vorhandene Literatur macht es sehr schwer, sich ein objektives Bild über die Arbeit der Freien Schule Bochum zu machen. Das Bemühen nach einer Individualisierung des Unterrichts, die Suche nach dem Verständnis der Beziehung des Kindes zu seiner Umwelt, die Einbeziehung der emotionalen Bedürfnisse ist in der pädagogischen Diskussion sicher nicht neu. Die Radikalität der Durchführung dagegen unterscheidet jedoch den Unterricht auch von reformerischen Bemühungen Einzelner in den Staatsschulen. Ob einzelnen Kindern die benötigte Unterstützung entzogen wird, kann nicht beurteilt werden. Auch ob den Mittel- und Oberschichten in diesem Schulsystem mehr gedient ist, als etwa den Arbeiterschichten, die Arbeiterschicht nur zum Sozialisationsfeld der Oberschichtkinder wird, bleibt als Frage offen.

5. Die Freie Schule Bochum im 21. Jahrhundert:

Besuchen Sie die Freie Schule im Internet. Welche Veränderungen können Sie erkennen?

Literatur

(1) Behr, M. (1982):   " Schul-Alternativen: Modelle anderer Schulwirklichkeit"; Düsseldorf 1982, S. 177 ff
(2) Faltblatt der Freien Schule Bochum, ohne Datum
(3) Freie Schule Bochum (1983) :"Mit Kindern lernen"; Bochum
(4) Keese-Philipps, H. (1989) : "Alternativschulen am Ende?"; Frankfurt

Weitere Quellen:


Baumann u.a. (1985) : "Forum und Archiv für Herrschaftsfreies Lernen"; Grafenau
v.Dick, L. (1986): "Alternativschulen"; Hamburg 1986

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